Verkehrssituation am Feldberg. Tempolimits und Rüttelstreifen zeigen Wirkung. Mehr Kontrollen erforderlich.


Die ersten schönen Tage im April lockten wieder zahlreiche Motorradfahrer an den Großen Feldberg. Leider waren auch die ersten Unfälle zu verzeichnen. Die Feldberginitiative nimmt den Beginn der diesjährigen Motorradsaison zum Anlass, die bislang am Großen Feldberg umgesetzten Maßnahmen zur Verkehrssicherheit kritisch zu beleuchten und weitere Maßnahmen anzumahnen.

Der Große Feldberg ist ein beliebtes Ausflugsziel für Motorradfahrer und für Sportwagenfahrer. Neben dem normalen Ausflugsverkehr gibt es jedoch eine starke Gruppe von Bikern, die die Straßen am Feldberg als Rennstrecke ansehen. Immer wieder sind waghalsige Überholmanöver, gefährliches Schneiden von Kurven und überhöhte Geschwindigkeiten zu beobachten. Die erhebliche Anzahl von Unfällen auf den Straßen rund um den Feldberg unter Beteiligung von Motorradfahrern zeugen von dieser Problematik. Der durch die (Renn-) Maschinen verursachte Lärm ist für die Anwohner und Gäste der Feldbergregion oft unerträglich.

Feldberginitiative seit 2008 aktiv

Die Feldberginitiative setzt sich seit 2008 für mehr Verkehrssicherheit und Lärmschutz am Großen Feldberg ein. Immer wieder appellierte die Feldberginitiative an die zuständigen Behörden und Entscheidungsträger, Maßnahmen zum Schutz der Anwohner und normalen Verkehrsteilnehmer zu ergreifen und machte weitreichende Vorschläge. Aufgrund einer starken Zunahme von tödlichen Motorradunfällen, insbesondere auf der L3004 (Kanonenstraße) zwischen Schmitten und Oberursel, bildete Ende 2009 Herr Landrat Krebs einen „Runden Tisch“, um zusammen mit den zuständigen Verkehrsbehörden, den betroffenen Bürgermeistern und der Polizei Maßnahmen für den Feldberg zu beschließen. Die Feldberginitiative hatte Gelegenheit, dem Runden Tisch ihr Konzept mit Tempolimits und Überholverboten auf den Straßen rund um den Großen Feldberg vorzustellen, welche dankenswerterweise von der Politik und den zuständigen Behörden aufgegriffen wurden.

Erste Erfolge 

Die vom Runden Tisch beschlossenen Tempolimits und Verkehrskontrollen wurden im Laufe des Jahres 2010 umgesetzt. 2012 wurde zudem die besonders unfallträchtige 180 Grad Kurve auf der L3004 (sog. „Applauskurve“) mit Rüttelstreifen versehen, um die Ein- und Ausfahrtgeschwindigkeiten in der Kurve zu verringern. Die neuen Maßnahmen zeigten unmittelbar Wirkung. Die Zahl der getöteten Motorradfahrer am Feldberg hat sich seitdem deutlich reduziert. Die von der Feldberginitiative befragten Anwohner und Besucher des Feldbergs konnten ebenfalls von deutlichen Verbesserungen berichten.

Insgesamt zeigt die Entwicklung der Unfallzahlen nach Einführung der Tempolimits auch, dass die zunächst von den Verkehrsbehörden und der Polizei favorisierten und umgesetzten Maßnahmen wie Fahrbahnbelagsausbesserungen und Unterfahrschutz zu keiner Reduktion der Unfallzahlen, sondern sogar zu deren Erhöhung führten. Erst durch die Rüttelstreifen konnte diese Entwicklung – zumindest im Bereich der Applauskurve – wieder korrigiert werden.

Weitere Maßnahmen erforderlich 

Neben technischen Maßnahmen und Geschwindigkeitsbegrenzungen sind jedoch konsequente und intelligent durchgeführte Verkehrskontrollen unabdingbar. Die Auswertung von veröffentlichten Unfallberichten ergibt, dass die Zahl schwerer Unfälle sofort wieder zunimmt, sobald die Polizei ihre Geschwindigkeitskontrollen zurückfährt. Nach Auffassung der Feldberginitiative dürfen sich die Politik und die Polizei daher nicht auf den ersten Erfolgen ausruhen. Die gesunkenen Unfallzahlen sind ein guter Anfang. Die Verkehrskontrollen müssen aber auch in diesem Jahr konsequent fortgesetzt werden. Zwingend ist hierfür die Anschaffung von Polizeimotorrädern mit moderner Provida-Ausrüstung erforderlich. Außerdem sind die Kontrollen auf technische Überprüfungen der Motorräder, insbesondere auf unzulässige Auspuffanlagen zu erweitern, denn die Lärmproblematik ist nach wie vor ungelöst. Es ist völlig unverständlich, warum es bislang auf dem Feldbergplateau noch keine effektiven technischen Prüfungen gegeben hat.

Konkrete Vorschläge der Feldberginitiative 

Schließlich sollte das – in Ansätzen bereits erfolgreiche – Verkehrskonzept des Runden Tisches auch auf andere Streckenabschnitte in der Feldbergregion ausgeweitet werden, insbesondere:

  • Tempolimit von 80 km/h zwischen Schmitten-Dorfweil-Brombach (unabhängig von den konkreten Unfallzahlen sind auf dieser Strecke im Sommer fast täglich massive Geschwindigkeitsübertretungen und Gefährdungen zu beobachten. Diese Strecken gehören wie die Kanonenstraße zu den unstreitig gefährlichen Streckenabschnitten);
  • Tempolimit von 60 km/h von Niederreifenberg in Richtung Rotes Kreuz im Bereich der Parkplätze (in der anderen Richtung gibt es bereits ein Tempolimit);
  • Ausweitung der Tempo 60 Zonen am Sandplacken;
  • Mehr (und intelligentere) Verkehrskontrollen zwischen Schmitten und Sandplacken sowie zwischen Sandplacken und dem Feldbergplateau;
  • Tempolimit von 60 km/h zwischen Niederreifenberg und Oberreifenberg (auf dieser kurvigen Strecke gilt Tempo 100 km/h, was völlig unangemessen ist und zu sinnlosen Rasen einlädt);
  • Überholverbote und Rüttelstreifen an weiteren kritischen Stellen (hierzu gehören insbesondere die Streckenabschnitte zwischen Arnoldshain und Hegewiese);
  • Warnschilder und eine Bedarfsampel vor der sog. Applauskurve in Höhe Bushaltestelle / Parkplatz;
  • Einsatz von Provida-Motorrädern (also für Verkehrskontrollen umgerüstete Motorräder der Polizei).

Unabhängig von den gesunkenen Unfallzahlen dürfen die Bemühungen für mehr Verkehrssicherheit und Lärmschutz nicht nachlassen. Erforderlich ist die Verständigung auf ein einheitliches Verkehrskonzept für die Straßen rund um den Großen Feldberg, das insbesondere auch Überlegungen für eine Verkehrsberuhigung des Feldbergplateaus einschließen sollte.

Schmitten, im April 2013